Ankommen ist alles

Werbespots der Deutschen Bundesbahn im Fernsehen: „Drei Minuten Verspätung“. Ich gebe zu, dieser Spot war der erste Spot, der mich so richtig agressiv gemacht hat. Mittlerweile lebe ich seit einem Jahr mit einer regelmäßigen Verspätung von 5-15 (und in Härtefällen) mehr Minuten. Was ja nicht so schlimm wäre, ich bin ja nicht kleinlich. Allerdings hat der Anschlusszug nie Verspätung, der ist dann immer schon dort, wo ich nie sein kann. Das nenne ich die Relativitätstheorie der Deutschen Bahn.

Man frage einmal eine von diesen bezahlten roten Mützen am Bahnsteig, warum der Fahrplan nicht entsprechend geändert werden würde. Antwort „Formulieren Sie Ihre Beschwerde schriftlich und geben sie diese dem Schaffner oder Zugführer“ Die Kraft für eine konstruktive Diskussion, die dieser Mensch natürlich aus seiner beheizten Arbeitszelle durchaus gewillt war mit mir zu führen, besass ich dann nicht mehr.

Warum die Verspätungen allerdings immer 2 Mal hintereinander von unterschiedlichen Stimmen durchgegeben werden (einmal männlich, nicht zu verstehen wegen Mordsgetöse auf dem Nebengleis, einmal weiblich, nicht zu verstehen wegen weiterem Getöse), konnte er mir leider nicht beantworten. Ich hatte das Gefühl, ich müßte überhaupt noch irgendwas sagen.

Und dann haben die da noch diese lustigen s/w Bildschirme, die (in Köln zumindest) immer eine andere Verspätung anzeigen als die, die schon längst über Lautsprecher durchgegeben worden ist.

Die Klientel, die mit den Interegios fahren muß, ist prinzipiell gelackmeiert. Die ICEs sind ja immer pünktlich. Da fährt immer einer nach Berlin, der darf vielleicht wirklich nicht zu spät kommen, ich weiß es nicht.

Aber ich freue mich mittlerweile schon fast auf die alltäglichen Szenarien die sich auf den Gleisen abspielen, und man knüpft schnelle, einfache Kontakte. So kam es schon zu lustigen Gesprächen, die auch im Zug leicht tänzelnd fortgeführt werden konnten. Geteiltes Leid ist dann irgendwie nur noch ein Viertel davon, es geht schon. Nur der Antwerpes, der redet prinzipiell nie mit jemandem, selbstredend fährt er erste klasse und tritt einem beim Aussteigen auch noch -und ausgerechnet- auf die Füße. Ein unsympathischer Zeitgenosse – der erste Eindruck trügt manchmal doch nicht.

Auch die Schaffner sind ein Kapitel für sich: Mal wird ein Zuschlag erhoben, wenn die Karte im Zug gekauft wird, mal nicht. Irgendwie ist es Ermessenssache, was eigentlich nicht sein darf, so sagte man mir. Habe ich die Fahrkarte vorher gekauft, werde ich natürlich nie einen Schaffner zu Gesicht bekommen. Oder aber meine abgelaufene Monatskarte wird akzeptiert. Und der Kaffee ist viel zu teuer, zu heiß, zu schlecht.

Die Deutsche Bundesbahn mutet an, wie eine Weisheit aus einem chinesischen Glückskeks: „That wasn’t chicken“.

4 Antworten zu “Ankommen ist alles

  1. Ja, die Deutsche Bundesbahn…Da latzt man ein Vermögen für seine Fahrkarte PLUS Platzreservierung ab, darf dann während seiner Reise quer durch Germany erleben, dass man schon den ersten Anschlusszug verpassen wird und kann dann, um ans Ziel zu gelangen, umsteigen, umsteigen, umsteigen, im Gang auf dem Köfferchen hocken, umsteigen, von müffeligen Menschen angerempelt werden…

    Die Deutsche Bundesbahn ist ein Abenteuer!!!

  2. Ach, noch was: Hat dir die Deutsche Bundesbahn das Stöckchen abgeliefert? Ich hab dir eines zugeschickt, weissu?!

  3. Ja, und leider ist man auf sie angewiesen.

    Zum Stöckchen kommt morgen was ;)

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